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Berry – der Appenzeller Rüde
Montag, 14.5. 2007 – 17 Uhr
Eine Kundin
des Biomarktes Endenich, die auch für das Bonner Tierheim
Hunde ausführt, kommt mit einem prachtvollen und lebhaften einjährigen
Appenzeller-Rüden vor den Markt und stellt uns den „Häftling“ vor,
der seit 3 Wochen im Tierheim einsitzt.
Wir erfuhren, dass dieser Hund von seiner
Erstbesitzerin wegen „Überforderung“ an die Schwester
abgegeben wurde und von dieser dann aus „Zeitmangel“ und
wegen „Ziehen an der Leine“ dem Tierheim übereignet
wurde.
Dienstag,
15.5. 2007 – 14
Uhr
Ich schaue
mir den unglücklichen Berry im engen Einzelzwinger des
Tierheims an und habe dann die Möglichkeit, mit ihm im großen
Wiesen-Freigelände zu spielen. Hier taut er sofort auf und ist direkt
sehr verspielt und verschmust. Da Berry leider von seinen Vorbesitzerinnen
nicht viel gelernt hatte (keine Welpen- bzw. Hundeschule, keine klare
und konsequente Führung), ist er noch recht unbedarft. Ich rief meine Frau an und Sie kommt mit unserer bald fünfjährige
Appenzellerhündin Jessy vom Buchenstock (vorzüglich angekörte
SSV-Hündin, ursprünglich aus der Schweiz) ins Tierheim. Das
gemeinsame Kennenlernen fällt recht stürmisch, aber sehr harmonisch
aus.
Mittwoch,
16.5. 2007 – 14
Uhr (Berrys 1. Geburtstag)
Wieder besuche
ich Berry im Tierheim und mache mit ihm etwas Bodentraining (Leine,
Bälle, Pylonen) und bemerke seine Lernbegierigkeit und freundliche
Anhänglichkeit. Ich vereinbare mit dem Tierheim für den kommenden Tag (Feiertag)
die Abholung von Berry für einen ganzen (Probe)Tag.
Donnerstag,
17.5. 2007 – 8 Uhr
Berry erkennt
mich bei der Abholung schon von weitem wieder und stürmt
auf mich zu. Gemeinsam geht es dann heraus aus dem bellend-lärmenden
Tierheim.
Zunächst mache ich mit Berry eine 1-stündige Wanderung an der
Leine durch den einsamen Wald, um ihn langsam und ruhig auf den freien
Tag vorzubereiten.
Nach einer Ruhepause geht es dann getrennt mit einem 2. Fahrzeug auf
Familientour mit Jessy. Wir fahren in die Eifel auf ein großes
freies Wiesen- und Waldgelände, auf dem man sich ungestört
und ohne Leine begrüßen und bewegen kann.
Die beiden Hunde finden sofort gut zusammen, etwas Geknurre bei Jessy
bei zu naher Beschnüffelung des Rüden bei ihr. Aber sonst wird
fein gelaufen, gerauft und dann gemeinsam ausgeruht.
Nach gut zweieinhalb Stunden und vielen kleinen Pausen fahren wir dann
wieder getrennt nach Hause. Dort wird dann erstmal getrennt gefüttert
und auch getrennt geschlafen, um wieder etwas Ruhe und Abstand zu gewinnen.
Am späten Nachmittag gehen dann alle gemeinsam in den Garten, um
nochmals alle Beteiligten zusammenzuführen, bevor Berry dann um
18 Uhr wieder ins Tierheim zurück muß.
Jessy und Berry laufen erstmal gemeinsam im Garten umher und Berry schnüffelt
in allen Ecken nach den vielen Gerüchen. Dann legen sich beide Hunde
unter den großen Gartentisch, beschnüffeln sich und geben
sich ein Küsschen.
Jetzt ist es doch klar – Berry soll nicht/nie mehr ins Tierheim
zurück, da gäbe es nur einen Rückschlag für ihn.
Also fahren wir alle gemeinsam mit einem Auto zum Tierheim, Berry auf
dem Rücksitz und Jessy im Kombi-Kofferraum. Als wir auf den Tierheim-Parkplatz
fahren, wird Berry ganz unruhig und drängt sich an mich.
Ich steige aus und der Familienrest bleibt im Auto zurück. Schnell
sind alle Formalitäten erledigt und das Tierheim-Team freut sich über
unsere Entscheidung.
Anschließend geht es noch zu einem gemeinsamen Familienbesuch,
der ohne Probleme in der neuen Rudel- und Rangordnungssituation verläuft.
Freitag,
18.5. bis Montag, 21.5.2007
Nun beginnt
der normale Alltag, jetzt mit zwei Hunden. Die Aufgabe ist schon anspruchsvoll.
Alle Handgriffe, die man gut kennt, werden jetzt
doppelt fällig.
Berry lernt sehr schnell von Jessy, wie man sich zu verhalten hat und
auch, wie die Rangordnung ist: er ist der Neuling und er muß sich
unterordnen.
Aber Berry ist äusserst aufnahmefähig und kann sich auf die
neue Situation sehr gut einstellen. Er ist sehr lieb und dankbar und
integriert sich ganz schnell in die Familie.
Der Fachtierarzt-Besuch am Montag wird von ihm ganz souverän absolviert
und das Ergebnis: ein gesunder und munterer reinrassiger Appenzeller-Rüde,
der momentan noch nicht kastriert ist. Das werden wir dann wohl nach
dem Urlaub Ende Juni machen lassen müssen, da unsere unkastrierte
Jessy im August wieder läufig wird.
Berry kommt übrigens von einem Bauernhof in Wachtberg bei Bonn.
Er stammt aus dem 2. Wurf der Appenzeller-Hündin Rica und dem Appenzeller-Rüden
Falco (beide 5 Jahre alt). Rica und Falco werden auf dem Bauernhof als
Treibhunde für die Kühe eingesetzt. Sie stammen auch von in
Deutschland gezüchteten reinrassigen Bauernhof-Appenzellern ab.
Der mutige Berry hatte sich auch schon (verbotenerweise) am Montag beim
Joggen ohne Leine von unserer Gruppe gelöst, um eine Galloway-Herde
rund zu treiben um dann nach kurzer Zeit wieder zu uns zu stoßen.
Berry wiegt jetzt mit einem Jahr 21,5 kg und wird sich sicherlich zu
einem ausdrucksstarken und selbstbewussten Natur-Appenzeller-Rüden
entwickeln.
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